Geodaten
Nähe der Schwülmequellen - Hettensen.
N 51°37.336´
E 009°45.167´
Höhe 286 m ü. NN
Erhaltungszustand
Mit einer bisher wenig gebräuchlichen und gleichzeitig kulturbodenschonenden Methode hat D. Kirchner versucht, den Ortsgrundriss zu rekonstruieren.
Mit einem Bodenhandbohrer hat er das vermutete Areal der Ortschaft durch Entnahme von Erdkernen (jeweils bis zu etwa 100 cm Tiefe) in regelmäßigen Abständen systematisch abgebohrt.
Die Bodenproben wurden nach Relikten untersucht, die auf Gebäudestellen hinweisen.
Zu diesen im Boden erhaltenen Relikten von i. d. R. durch Feuer zerstörten in Ständerbauweise errichteten Bauwerken gehören v. a. Holzkohle und sog. Hüttenlehm.
Bei Entdeckung von Holzkohle- bzw. Hüttenlehmbröckchen in einem Erdkern konnte durch zusätzliche Bohrproben die jeweilige Gebäudestelle eingegrenzt werden.
Die kartierten Ergebnisse deuten auf ein Dorf mit etwa 15 Hofstellen auf einer Fläche von rund 7 Hektar hin.
- Auf einer 2002 vor Ort aufgestellten Infotafel ist der rekonstruierte Ortsgrundriss dargestellt.
Kirche mit Kirchplatz und umgebendem Graben bilden das Zentrum der Siedlung.
Bodenproben im Außenrand des Kirchplatzes haben ergeben, dass dieser ursprünglich mit einer mehr oder weniger geschlossenen Gebäudereihe umgrenzt war.
Die Turmruine ist relativ gut erhalten.
An der Innenseite des Gemäuers sind die Balkenlöcher und -Schlitze von 5 Etagen zu erkennen.
Diese Böden wurden vermutlich als Speicherplätze für diverse Nahrungsvorräte in Not- und Verteidigungssituationen genutzt.
Die massive vollsteinige Bauweise mit den zur Außenwand hin verengten Schlitzfenster in den etwa 1,10 m starken Mauern in Verbindung mit dem ca. 6 m breiten Wehrgraben lassen den Schluss zu, dass die gesamte Anlage ursprünglich nicht kirchlichen Veranstaltungen, sondern vorwiegend als Festung (Turmburg) und Zufluchtstätte gedient hat.
Friwohle ist damit eine der seltenen Wehrkirchenanlagen der Region.
Archivalischen Belege
Da für Friwohle keine archivalischen Belege bekannt sind,
die erklären, wann und warum der Ort wieder aufgegeben wurde, sind es vermutlich Gründe,
die für die spätmittelalterliche Wüstungsepoche im allgemeinen gelten:
Hauptursache ist ein dramatischer Bevölkerungsrückgang im 14. Jahrhundert durch Krankheit und Tod als Folge von Hungersnöten nach mehreren aufeinander folgenden klimabedingten Missernten (1309/1318) sowie die Beulenpest,
die seit 1348 mehr als ein Drittel der Bewohner das Leben kostete.
Kriege und Fehden haben dagegen nur in Einzelfällen eine bedeutende Rolle gespielt.
Auch die gleichzeitige Gründung von Städten hatte eine Sogwirkung auf die Bewohner der Dörfer (Landflucht"); denn es wurde mit der Ablösung der Leibeigenschaft gelockt, wenn man nachweislich mindestens ein Jahr in der Stadt gelebt hat (Stadtluft macht frei").
Der Bevölkerungsschwund betraf mehr oder weniger das Schicksal aller Siedlungen.
Auf Veranlassung der für die Dörfer jeweils zuständigen Landesherren bzw. Klöster musste die Restbevölkerung v. a. der weniger ertragreichen Orte - meist in abseitiger und topografisch hoher Lage - ihre Gebäude verlassen, um freigewordene Hofstellen in günstiger gelegenen Dörfern mit besseren Lebens- und Erwerbsbedingungen zu beziehen.
Infolge der damaligen Klimaverschlechterung waren in der hiesigen Region v. a. die Orte betroffen, die höher als ca. 200 m üb. NN gelegen waren.
Friwohle liegt etwa 300 m üb. NN.
Man kann davon ausgehen, dass dieser als Ballung" bezeichnete Konzentrationsvorgang auch für die restlichen Einwohner von Friwohle zum Wegzug geführt hat.
Als Zielort ist - dem Verlauf der Schwülme folgend - Hettensen anzunehmen.
Hettensen ist sehr wahrscheinlich auch das Dorf, aus dem die ersten Siedler von Friwohle stammten.
Das wüstgefallene Dorf Friwohle einschließlich der Ackerflur wurde durch natürliche Sukzession großen Teils vom Wald zurückerobert" bzw. später teilweise als Grünland (von Hettensen aus) bewirtschaftet
HELMUT RANG - 1973 - 2006 REVIERLEITER IN DER REVIERFÖRSTEREI GOSEPLACK
Lage
Zwischen Offensen und Hettensen stößt der Spaziergänger im tiefsten Waldesdom auf die Reste einer alten Wehrkirche.
Hier und dort deuten versunkene Gräben und verwitterte Feldsteine an, daß vor vielen hundert Jahren hier im Sollingwald ein Dörflein gestanden hat, namens Friwohle, das aber in der mittelalterlichen Zeit, als immer wieder mordende und sengende Banden durchs deutsche Land zogen, dem Untergange geweiht worden ist.
Urkundlich ist über den Wüstenort und die Kirche wenig zu finden.
Sudendorf schreibt im "Urkundenbuch, Braunschweig - Lüneburg", I.Band, Seite 173 u. II. Band, Seite 250 : "Villa Vredewolt, also das Dorf Vredewolt, erscheint im Lehnbueh des Herzogs Otto von Braunschweig am 22. September 1318. Am 18. Oktober 1354 ersuchen die von Rostorf Ernst den Jüngeren von Braunschweig, zu der Verpfändung des Dorfes Fredewolde mit dem "dat dar to horet" an die von Adelebsen seine Bewilligung zu erteilen."
Nach 1354 wird Friwohle urkundlich nicht mehr erwähnt.
Es wird im 14. Jahrhundert wüste geworden und seine Feldmark mit Holz bewachsen sein.
Seine Holz- und Lehmhäuser sind verschwunden, seine Steinkirche steht als Ruine noch heute.
Die Bewohner Friwohles werden sich in den benachbarten Orten angesiedelt haben.
(Nach Wolf, Johann, Commentatio de Archidiaconatu Nortunensi, Seite 70, §11.)
Zur Sage von Friwohle geht es hier lang...
Märchen und Sagen - Die klingende Glocke von Friwohle